Berg baut anders

Die Gemeinde Berg hat einen klimafitten Weg für die langsame Entwicklung eines Siedlungsgebiets gefunden, um dem Preisdruck entgegenzuwirken.

© Entwurf für Siedlungskonzept Spannheide
Mit der geschlossenen Bauweise entstehen viele zusammenhängende Grünflächen und die Bauparzellen werden günstiger.

Ziele des Projekts: Die Spannheide, die Baulandreserve der Gemeinde Berg, effizient, ressourcen- und klimaschonend (Klimawandel) zu nutzen. Pro Jahr maximal drei Grundstücke mit jeweils einer Größe zwischen 550 bis 700 m2 zu vergeben. Durch die regionaltypische, geschlossene Bauweise ein verkehrsberuhigtes, harmonisches Siedlungsbild mit Anbindung an ein Biotop und einen Kinderspielplatz entstehen lassen.
Projektlaufzeit: Erste Pläne sind 2006 entstanden, 2021 wurde die Arbeitsgruppe Spannheide gegründet, Beschluss der Erschließung und Bebauungsplan 2021.
Planung: Gemeinde Berg, dieLandschaftsplaner.at, ZT GmbH; Dipl. Ing. Gernot Taubenschuß

Die Gemeinde Berg ist eine Agrar- und Weinbaugemeinde mit 1.380 Einwohnerinnen und Einwohnern (Stand 1. Jänner 2023) im Bezirk Bruck an der Leitha. Sie liegt zwischen den Hauptstädten Wien und Bratislava. Wegen der enormen Preissteigerung von Bauplätzen beschloss die Gemeinde für ein neues Siedlungsgebiet einen anderen Weg einzuschlagen. Dafür hat sie die Arbeitsgruppe Spannheide gegründet. Gemeinsam mit einem Landschaftsplanungsbüro wurde ein zukunftsweisender Entwurf erstellt.

Konzeption eines zukunftsorientierten Siedlungsgebietes

Die neue Siedlung soll ins Ortsbild passen. Daher legt die Gemeinde die Bebauungsmöglichkeiten für das Gebiet genau fest. Das heißt, die schmalen Grundstücke sind ausschließlich in der ortsüblichen geschlossenen Bauweise verfügbar. Dies beruhigt den Verkehr, schafft viel Grünfläche und spart Ressourcen bei der Leitungsverlegung.

Die Gebäude werden von Grundgrenze zu Grundgrenze errichtet. So entsteht eine kompakte Anordnung der Häuser, die Aufschließungskosten fallen günstiger aus. Durch die geschlossene Bauweise werden Wände, die sonst als Außenwand dienen, gemeinsam genutzt. So spart man Errichtungs- und Heizkosten. Dank kleiner Parzellengrößen sind die Preise der Bauplätze um bis 60.000 Euro niedriger, als mit der traditionellen Planungsweise.

Keine Reißbrettparzellierung

Versiegelungen werden nur an unbedingt notwendigen Stellen durchgeführt. Eine höhere Besiedlungs­dichte reduziert den Flächenverbrauch und die Zersiedelung, was zu einer effizienteren Landnutzung führt. Dies minimiert Umweltbelastungen und fördert eine nachhaltige Entwicklung.

Die Straßen verlaufen in Ost-West-Richtung, wodurch jedes Haus gleichermaßen Sonnenlicht erhält und eine gegenseitige Beschattung vermieden wird. Die vorgegebenen Baufluchtlinien gewährleisten, dass die Gärten zu einer geschlossenen grünen Zone zusammenwachsen. Das Regenwasser kann vollständig vor Ort versickern. Durch diese Art von Bauweise sind die Gärten geschützt und von der Straßenseite nicht einsichtig. Störende Einflüsse wie Lärm, Abgase und Wind bleiben im öffentlichen Bereich.

Ein Windschutzgürtel wird als Abtrennung zu den nördlich gelegenen Feldern eingeplant. Dieser über­nimmt Infrastrukturfunktionen wie die Aufnahme und das Speichern von Wasser.

Ressourcenschonende Straßenraumgestaltung

Der Verkehr erhält nur den wirklich notwendigen Raum, daher sind Straßen- und Parkplatzbreiten auf das Minimum beschränkt. Die Fahrbahn ist verschwenkt angelegt, um den Verkehr zu beruhigen. Park- und Ausweichflächen sind Teil der Grünraumgestaltung und Regenwasserversickerung, wobei das TTE Öko-System verwendet wird. Dieses System schützt Wurzeln, fördert das Bodenleben und ermöglicht die Ver­sickerung von Oberflächenwasser vor Ort, sodass kein Regenwasserkanal benötigt wird. Randsteine sind so ausgerichtet, dass sie Bewuchs über das Oberflächenwasser bewässern. Bei der Erschließung von Bau­parzellen wird zuerst die Begrünung berücksichtigt.

Erschließung auf Etappen

Die Gemeinde hat die Parzellen in drei Bauabschnitte unterteilt. Neue Abschnitte werden erst frei­gegeben, wenn der erste Teil vom Ortskern nach außen erschlossen ist. Um eine geordnete Ent­wicklung zu gewährleisten, verkauft die Gemeinde jährlich drei bis vier Bauplätze. Zudem wurde Fläche für ein Pflegeheim eingeplant.

Effiziente Planung für einen klimafitten Wohnraum

Damit folgt die Gemeinde Berg den Planungsrichtlinien im NÖ Raumordnungsgesetz. Um Klima- und Energieeffizienz sicherzustellen, ist laut §14 NÖ ROG bei der Weiterentwicklung der Siedlungsstrukturen das erforderliche Ausmaß an grüner Infrastruktur (Freiflächen etc.) zum Zwecke der Klimawandel­anpassung zu ermitteln und geeignete Maßnahmen für die Sicherstellung der Umsetzung strategisch zu verankern. Außerdem ist bei der Widmung von Bauland bzw. bei der Freigabe einer Aufschließungszone ist eine möglichst flächensparende Inanspruchnahme sicherzustellen.

Nachhaltige Gestaltung von Wohn- und Lebensraum

Die Gemeinde Berg ist Teil des Projektes „LENA“ – unseren LEbensraum gemeinsam NAchhaltig gestalten, das 2018 zur Entwicklung des Lebensraumes in der einzigartigen Landschaft der Region Römerland Carnuntum (Regionalentwicklungsverein Römerland Carnuntum, Club of Rome Carnuntum, Technischen Universität Wien) entstanden ist. 28 Gemeinden bekennen zum Pactum Römerland Carnuntum, und hält bestimmte Leitlinien für eine regionale Planungs- und Baukultur ein, die gemeinsam in einem umfang­reichen Arbeits- und Diskussionsprozess mit Bevölkerung und Fachexpertinnen und -experten erstellt werden.

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