Beschattung & Begrünung
In dicht verbauten Gebieten kann mit grünen (naturnahen) und grauen (baulichen) Maßnahmen gegen die Sommerhitze vorgegangen werden. Begrünung ist eine rasche und kostengünstig umzusetzende Maßnahme mit effektiver Wirkung.
Die Klimaveränderung bringt in Niederösterreich eine Zunahme an Hitzetagen mit sich. In verbautem Gebiet ist man durch die Wärmeabstrahlung der Bebauung besonders stark belastet. Grünflächen und Freiräume tragen dazu bei die Aufenthaltsqualität im Freien zu erhöhen.
Pflanzen kühlen durch ihre Verdunstungsleistung und den gespendeten Schatten den Siedlungsraum. Begrünte Flächen sind 8 bis 19 °C kühler als unbegrünte Oberflächen. Eine Untersuchung ergab, dass eine 850 m² große Fassadenbegrünung im Sommer eine äquivalente Kühlleistung von etwa 45 Klimageräten mit je 3.000 Watt Leistung und 8 Stunden Betriebsdauer hat.
Schwierige Voraussetzungen für Pflanzen im urbanen Raum
Pflanzen brauchen bestimmte Bedingungen um gut anzuwachsen. Damit sie uns Menschen Abkühlung und Schutz vor Sonne und Hitze verschaffen, müssen sie eine gewisse Größe erreichen. Großkronige Bäume und Baumalleen dienen als effektive „Klimaanlagen“ für Straßen und Plätze. Ein ausgewachsener Baum kann täglich bis zu 500 Liter Wasser verdunsten, was zur Kühlung der Umgebung beiträgt. Große Bäume erhöhen gleichzeitig die Aufenthaltsqualität und die Biodiversität.
Erst ab einem gewissen Alter und mit einem entsprechend großem Blätterdach geht von den Bäumen eine wirksame Kühlung aus. Die meisten Straßenbäume leiden unter begrenztem Wurzelraum, Verschmutzung, Hitze und mechanischen Schäden. Der wenige Platz für die Wurzeln im Straßenraum führt zu einer eingeschränkten Nährstoffaufnahme. Gleichzeitig beeinträchtigen Schadstoffe aus dem Verkehr die Gesundheit der Bäume. Hohe Temperaturen in versiegelten Gebieten und die Konkurrenz um die Ressourcen verschärfen den Stress für Straßenbäume. Abhilfe verschafft unter anderem das Schwammstadtprinzip.
Blumenwiesen und Stauden für Kühlung und Artenvielfalt
Extensiv gepflegte Blumenwiesen schaffen eine bunte Farbenvielfalt und bieten Insekten wie Bienen und Co. Lebensraum und Nahrung. Das Anlegen einer Blumenwiese erfolgt ähnlich wie das von Rasen. Der große Vorteil ist, dass sie nur zweimal im Jahr gemäht werden müssen. Das reduziert den Pflegeaufwand im Vergleich zu einem Rasen enorm und sieht auch bei großer Hitze und Trockenheit gut aus.
Werden Blumenwiesen auf öffentlichen Flächen wie beispielsweise entlang von Straßen oder in Parks angelegt, ist es empfehlenswert auf die ökologischen Vorteile für Nutzlinge mit Schildern oder Infotafeln hinzuweisen. Die Akzeptanz in der Bevölkerung erhöht sich dadurch enorm. Natur im Garten bietet dafür eine Beratung an.
Staudenbeete leisten einen wertvollen Beitrag zu Biodiversität. Sobald die Beete angewachsen sind und sich die Stauden gut entwickelt haben, reduziert sich der Pflegeaufwand im Vergleich zu einem Rasen deutlich. Bei Starkregen können sie zudem viel Wasser aufnehmen.
Vorteile und Möglichkeiten der Begrünung
Man unterscheidet verschiedene Arten von Fassadenbegrünungen: bodengebundene wachsen direkt aus dem Erdboden, fassadengebundene berühren diesen nicht. Kletterpflanzen sowie Stauden, Gräser und Kräuter können in begrünten Wänden in angebrachten Trögen ohne Bodenkontakt verwendet werden.
Belaubt Fassaden senken die Umgebungstemperatur durch die Verdunstungsleistung der Pflanzen. Bauwerksbegrünungen mit großen Blattflächen produzieren Sauerstoff, erhöhen die Luftfeuchtigkeit, binden Kohlendioxid und Feinstaub und schlucken Lärm. Im Sommer schützt das Laub vor Überhitzung – das reduziert die Betriebskosten für die Kühlung.
Begrünungen haben viele zusätzliche Vorteile: sie nehmen Wasser direkt vor Ort auf und entlasten damit kommunale Kanalsysteme. Eine Dachbegrünung kann bis zu 90% des Niederschlages aufnehmen. Lärm wird gedämpft und Staub gebunden. Vor allem für Vögel und Insekten bieten die Pflanzen Lebensraum und Nahrungsangebot.
Ob selbstrankende Fassadenkletterer, oder Arten, die an Seilen oder Rankgerüsten entlang klimmen, intensiver oder extensiver Dachbegrünung – die richtige Auswahl ist abhängig von den örtlichen Gegebenheiten. Unsere Kooperationspartner „Natur im Garten“ verfügt über ein breites Fachwissen und bietet individuelle Beratungen an.
Empfehlungen gegen Hitze im Ortszentrum
- Bei der Um- und Neugestaltung innerörtlicher Bereiche Beschattungs- und Versickerungsbereiche mitdenken.
- Für Gemeinden: Grünflächen und Frischluftschneisen in der Flächenwidmung einplanen. Förderungen für Begrünungen bereitstellen.
- Beratung zur Umgestaltung und Neugestaltung öffentlicher Plätze durch Natur im Garten in Anspruch nehmen.
- Unterstützen und fördern Sie die Begrünung von Dachflächen und Fassaden.
- Pflanzen Sie trockenresistente und wärmeliebende Bäume und Hecken.
Lenkungsinstrumente für mehr Bauwerksbegrünungen
Es stehen verschiedene Lenkungsinstrumente zur Förderung begrünter Gebäude in Österreich zur Verfügung. Landesgesetze sind die rechtliche Grundlage für überörtliche und örtliche Raumordnung sowie Raumplanung. Die neun Bauordnungen des Landes sind das zentrale überörtliche Planungsinstrument.
Wenige Gemeinden nutzen die Möglichkeit Fassaden- und Dachbegrünungen in der Bauordnung vorzuschreiben. Nach dem Bundesverfassungsgesetz fällt die Vollziehung der örtlichen Raumplanung in den eigenen Wirkungsbereich der Gemeinden. Die Vorgaben werden auf Ebene der Bebauungspläne durch Verordnungen festgelegt.
Förderungen für begrünte Gebäude werden auf Bundes-, Länder- und Gemeindeebene in Form von Zuschüssen gewährt. Grünstattgrau führt alle aktuellen Förderungen für Bauwerksbegrünung auf der Webseite auf. Einige Gemeinden schreiben Dachbegrünungen im Flächenwidmungs- und Bebauungsplan vor. Zusätzlich kann die Vorgabe bestehen, Flächen zu begrünen und mit PV-Anlagen auszustatten.