Entsiegelung wirkt
In stark verbauten Gebieten kann es im Sommer unerträglich heiß werden. Bei Starkregen kommt es zu lokalen Überschwemmungen. Städtebauliche grüne und graue Maßnahmen schaffen Abhilfe.
Die Klimaveränderung führt zu spürbaren Auswirkungen in unseren Breiten. Besonders für urbane, dicht verbaute Räume gilt es mit diesen Herausforderungen umzugehen:
- Viel Wasser in sehr kurzer Zeit durch Starkregenereignisse
- Überlastung von Kanal und Kläranlage
- Flutungen in Siedlungsgebieten
- Sehr wenig Wasser über lange Zeiträume (Trockenheit)
- Versiegelung (gestörter Wasserkreislauf, eingeschränkter Bodenwasserhaushalt)
- Wenig Verdunstung (Hitze)
Geeignete Anpassungsmaßnahmen zu finden, die gleichzeitig keine zusätzlichen Treibhausgasemissionen verursachen, sind eine große Herausforderungen. Die Prognosen (Climamap) zwingen uns dazu jetzt zu handeln.
Zu viel Hitze in meinem Ort
Im Sommer macht uns lang andauernde Hitze immer öfter zu schaffen. Aufgrund der starken Versiegelung und des hohen Anteils an Beton sind Städte den Auswirkungen des Klimawandels stärker ausgesetzt als andere Regionen, sagt auch Tanja Tötzer, Expertin für Stadtentwicklung am AIT. Die gesundheitlichen Risiken werden von vielen Menschen stark unterschätzt. Denn mittlerweile gibt es mehr Hitze- als Verkehrstote in Österreich pro Jahr. Um der Überhitzung entgegenzuwirken, sind Beschattung, Begrünungen und die Entsiegelung von Flächen geeignete Maßnahmen.
Die zunehmende Hitze führt zu Trockenheit und Wasserknappheit. Um Regenwasser effektiv zu sammeln, zu speichern und später zu nutzen, sollten Freiflächen wie Parkplätze entsiegelt werden. Versickerungsfähige Oberflächenbeläge und Begrünungen sind dabei besonders wichtig. Diese sollten idealerweise bereits in der Flächenwidmungs- und Bebauungsplanung berücksichtigt werden.
Durch die Entsiegelung von Flächen und die Verwendung von versickerungsfähigen Materialien kann Regenwasser vor Ort versickern, was nicht nur die Wasserversorgung sichert, sondern auch den Umweltzustand verbessert.
Schäden durch Starkregen
Immer mehr Flächen werden verbaut und versiegelt, was verhindert, dass Regenwasser vor Ort versickern kann. Stattdessen wird das Wasser in Entwässerungssysteme geleitet. Die Zunahme an Wetterextremen führt zunehmend zu Schäden an der Infrastruktur wie Gebäuden, Kanalisation und Straßen. Auch die Gefahr für Menschen nimmt zu. Wasser, das in Kanalisation und Bäche fließt, wird schnell abgeleitet, wodurch Orte, die flussabwärts liegen, häufiger von Überflutungen betroffen sind.
Eine vorteilhafte Lösung besteht darin, Regenwasser direkt vor Ort versickern zu lassen und so wenig wie möglich in Kanalisation oder Gewässer abzuleiten. Dies reduziert die Probleme durch Starkregen und ist zugleich eine wichtige Maßnahme gegen Trockenheit und Dürre.
Durch die Förderung der Regenwasserversickerung können Gemeinden nicht nur die Gefahr von Überschwemmungen verringern, sondern auch einen wertvollen Beitrag zur Wasserversorgung und zum Schutz der Umwelt leisten.
Wo soll das Regenwasser hin?
Bei Starkniederschlägen sind wir in kurzer Zeit mit sehr viel Wasser an einem Ort konfrontiert, was viele Risiken birgt. Oftmals sind Abläufe und die Kanalisation nicht für diese Wassermassen ausgerichtet. Die Anpassung der Kanalisation ist mit hohen Kosten verbunden, ebenso die Schäden, die durch in Gebäude eindringendes Wasser und Schlamm bei Überschwemmungen entstehen.
Weitere Risiken sind Schäden an Infrastrukturen wie Überflutungen oder Unterspülungen von Straßenabschnitten und Bahngleisen, Verunreinigung des Trinkwassers, Unterbrechung der Wasserversorgung, etc. Gleichzeitig wäre es durch die vermehrt vorkommenden Trockenheitsperioden von Vorteil das Wasser vor Ort speichern zu können. Eine Vielzahl von Begrünungsmaßnahmen und Versickerungsmöglichkeiten können im öffentlichen Raum in Gemeinden und Städten sowie in privaten Gärten gesetzt werden.
Entsiegelte Flächen helfen gegen Hitze und Wassermassen
Das Aufbrechen von versiegelten Flächen ist eine Problemlösung, die auf lange Zeit Entlastung verspricht. Versickerungsfähige Oberflächen, z.B. Schwammstadt-Flächen, Baumscheiben oder Staudenbeete, dienen zum Schutz vor den Auswirkungen lokaler Starkregenereignisse. Da die Kanalisation entlastet wird, sind die technischen Anlagen weniger anfällig. Grünflächen werden durch die Speicherung des Regenwassers bewässert, und müssen oftmals nicht zusätzlich gegossen werden. Ein weiterer positiver Effekt ist, dass die Umgebung durch die Verdunstung des gespeicherten Wassers über die Pflanzen gekühlt wird. Der natürliche Wasserkreislauf wird wieder hergestellt.
Zumeist können dafür Flächen, die ohnehin bereits zur Begrünung oder Verschönerung gedient haben, genutzt werden. Schon Baumscheiben, Blumenrabatte und Wiesenflächen bringen Erleichterung wenn sie so angeordnet sind, dass Regenwasser von Parkplätzen hineinfließen kann. Soll Niederschlag von Straßen und Gehsteigen in Rabatte abfließen, muss mit einem bestimmten Filtersystem, z.B. von der Firma Drain Garden gearbeitet werden. Weniger Versiegelung spart also Kosten und bringt Qualitätsverbesserung der Freiräume.
Geförderte Entsiegelung für hitzefreien Flächen
Der Blau-Gelbe Bodenbonus ist eine Förderung, die im Jahr 2022 eingerichtet wurde, um Gemeinden zur Entsiegelung zu motivieren und finanziell zu unterstützen. Auch das Flächenrecycling ist eine Möglichkeit um ungenutzte Gebäude und Flächen im Ortszentrum wieder in die Nutzung zurückzuführen, und den Flächenverbrauch an Ortsrändern zu vermeiden. Am besten ist es vor der Versiegelung über die zukünftige Nutzung von Flächen nachzudenken, und nicht oder nur begrenzt zu asphaltieren.
Empfehlungen zur Umsetzung für Gemeinden
- Achten Sie bei der Erschließung neuer Wege auf wasserdurchlässige Befestigung.
- Geschotterte Parkplätze und Wege ermöglichen Versickerung vor Ort. Das verhindert den Abfluss von Wasser und damit Erosion in tieferliegende Flächen.
- Fördern Sie wasserdurchlässige Befestigung in den Gärten und Gräben in Ihrer Gemeinde.
- Bieten Sie Bürgerinnen und Bürgern Informationen zu Nutzung und Versickerung von Regenwasser an, z.B. durch Vorträge von Natur im Garten.
- Absolvieren Sie den Lehrgang „Kommunale Raumplanung & Bodenschutz“ des Klimabündnis, in dem nachhaltige Handlungskompetenz im Bereich Boden und Raumplanung vermittelt werden.